Anwendung von Thiol-Aminosäuren im reduktiven Äscherprozess

Das Forschungsvorhaben „Anwendung von Thiol-Aminosäuren im reduktiven Äscherprozess“, Reg.-Nr.: MF160001 wurde anteilig vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages innerhalb des Förderprogramms „FuE-Förderung gemeinnütziger externer Industrieforschungseinrichtungen in Ostdeutschland – Modul Marktorientierte Forschung und Entwicklung (MF)“ über den Projektträger EuroNorm GmbH gefördert. Wir bedanken uns für die gewährte Unterstützung.


Es sollte ein komplett sulfidfreier Äscherprozess auf der Basis von thiolhaltigen Aminosäuren (Cystein und Homocystein) als Enthaarungsmittel entwickelt werden. Ein weiteres Ziel war die Entwicklung einer Synthesestrategie zur Herstellung von Homocystein aus dem wesentlich kostengünstigeren Methionin. Schließlich sollten Keratinhydrolysate auf ihre potenzielle Anwendung als Enthaarungsmittel in einem alkalischen, reduktiven Äscher untersucht werden.

Es konnte gezeigt werden, dass Cystein und Homocystein unter alkalischen Bedingungen als effektive Enthaarungsmittel in einem reduktiven Äscher eingesetzt werden können. Ihre Wirksamkeit ist im molaren Vergleich ähnlich der von Natriumsulfid. Der resultierende Prozess ist komplett sulfidfrei bei Erhalt der technischen Randbedingungen (pH-Wert, Flottenlänge) eines konventionellen Äschers.

Homocystein kann in reiner Form in einem einfachen zweistufigen Syntheseverfahren aus Methionin hergestellt werden. Die enthaarende Wirkung des synthetischen Homocysteins wurde in Äscherversuchen verifiziert.

Aus Rinder- oder Pferdehaaren können unter alkalischen Bedingungen Hydrolysate hergestellt werden, die freie Thiolgruppen aufweisen und damit potenziell reduktiv wirksam sein können. Die enthaarende Wirkung dieser Hydrolysate unter Äscherbedingungen konnte nicht nachgewiesen werden.

Das Verfahren eines sulfidfreien Äschers unter Verwendung von Thiol-Aminosäuren wurde im Labor- und Technikumsmaßstab etabliert und kann von interessierten Gerbereien übernommen werden. Die Synthesevorschrift zur Umwandlung von Methionin in Homocystein wurde im Labormaßstab umgesetzt und ist hinsichtlich Qualität und Ausbeute reproduzierbar. Sie kann von interessierten Chemiefirmen übernommen und aufskaliert werden. Die potenziell reduktive Wirkung von Keratinhydrolysaten konnte im Rahmen des Projekts nicht bestätigt werden. Die analytischen Ergebnisse legen aber die Möglichkeit nahe, in zeitaufwändigen Versuchsreihen die optimalen Reaktionsbedingungen einzugrenzen.

 

Bericht anfragen